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#7 | Mühlenplatz

Um 1850 muss es in Geisa insgesamt sechs Mühlen gegeben haben: Geismühle, Bachmühle,   Pfortenmühle, Adamsmühle, Papiermühle und Pulvermühle. 

Die Geschichte der Pfortenmühle lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Wann sie genau gebaut und mit Wasserkraft des Ulster-Mühlgrabens betrieben wurde, ist noch nicht erforscht. Ein östlicher Durchbruch durch die Stadtmauer ist aus dem Jahr 1594 bekannt. In einer Urkunde vom 17. Juni 1604 wird die Pfortenmühle belegt. Darin erklärte Johann Stark, Pfortenmüller zu Geisa, dass er die Mühle für 1.980 Gulden gekauft habe.

Eine große Rolle in der Geschichte der Pfortenmühle spielte auch Pfortenmüller Dr. phil. Adam Joseph Kiel. Er baute 1896 die Mühle zur Hochmühle mit Walzenbetrieb und Mühlenbäckerei um. Kiel setzte sich außerdem für den Eisenbahnanschluss Vacha-Geisa mit Abzweig von Wenigentaft nach Hünfeld (Inbetriebnahme 1906) und Geisa-Tann (Inbetriebnahme 1909) ein. Im gleichen Jahr nahm er eine eigene Stromerzeugung in Betrieb. Nach Inflation und Wirtschaftskrise geriet sein Unternehmen in Konkurs. Das Elektrizitätswerk wurde von der städtischen Sparkasse übernommen. Auf dem Betriebsgelände der Mühle wurde 1936 eine Korkfabrik errichtet. Damals lagerten die Ballen Korkrinde hinter dem Firmen-Hauptgebäude entlang des Ulster-Mühlgrabens und warteten auf die Verarbeitung zu Korkstopfen und anderen Produkten. 

Von 1939 bis 1942 führte die Firma Zinke aus Lotzsch-Litzmannstadt Hand-Kunststoffpressen in Geisa ein. Es begann die Kunststoffproduktion. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Lieferung von Korkrinde aus dem Mittelmeerraum eingestellt. Die Firma konnte nur noch Restbestände verarbeiten. Die Abfälle wurden zu Korkmehl gemahlen, für die Herstellung von Tropenhelmen. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb enteignet. Es entstand der VEB (K) Presswerk und Korkfabrik Geisa. Die Korkverarbeitung entfiel und die Maschinen kamen nach Dermbach. In Geisa wurden vorwiegend Duroplast und Thermoplast hergestellt. 1970 wurde die „Plasta“ dem Plastkombinat Sonneberg angegliedert. 

Nach der Wiedervereinigung übernahmen Privatfirmen die Plastverabeitung und verlagerten den Firmensitz in das neue Gewerbegebiet an der B 278 in Geisa. Mit Hilfe des Förderprogramms „Genial Zentral“ konnte die Industriebrache beseitigt werden. Es entstand der Mühlenplatz zur Erinnerung an die wechselvolle Geschichte der Geisaer Pfortenmühle. Besucher können über die Pfortentreppe oder über den neuen barrierefreien Weg am Durchbruch zur Hintergasse in die Innenstadt gelangen. Vom Durchbruch bietet sich den Besuchern ein faszinierender Blick über die Ulsteraue mit kleinen Wasserläufen und Teichen. Diese erinnern an den einstigen Ulster-Mühlgraben. 

Stadtverwaltung Geisa - Pfortenmühle mit Korkfabrik
Pfortenmühle mit Korkfabrik (Quelle: Gemälde von Waldemar Bader)
Stadtverwaltung Geisa - Das Gelände der Plasta, 1979
Das Gelände der Plasta, 1979 (Foto: Gustav Möller | Quelle: Bildarchiv Michael Knauf)