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#2 | Bahnhof

In Geisa gibt es zwar ein Bahnhofsgebäude, Züge fahren aber schon lange nicht mehr in die Ulsterstadt, selbst die Gleise sind seit Jahrzehnten verschwunden. Von Vacha über Wenigentaft/Mansbach führte die im Sommer 1906  in Betrieb genommene Bahnstrecke nach Geisa. Die in der Region aufblühende Kaliindustrie verhalf auch dem neuen Verkehrsmittel sehr schnell zum Aufschwung. Im Volksmund wurde sie als Ulstertalbahn bezeichnet und 1909 wurde sie bis Tann verlängert. Dort endete ein von Fulda kommender Schienenstrang, sodass Reisende aus dem Ulstertal mit dem Zug die Fernstrecken und somit die großen Städte Deutschlands und Europas direkt erreichen konnten. 

30 Jahre kämpften die Geisaer um ihre Anbindung ans Schienennetz. 1876 gab es erste Pläne für die Strecke von Vacha nach Geisa. 1880 gründete sich ein Komitee zum Bau der Ulstertalbahn, dessen Vorsitz der Geisaer Brauereibesitzer und Gastwirt Cuno Kammandel übernahm. Die Verhandlungen mit der Landesregierung erwiesen sich als zäh. Bürgermeister Rimbach schrieb 1887 verzweifelt an den Weimarer Landtag: „Bekommt Geisa keine Bahn, … (dann wird) … ein sich bis jetzt noch auf der Höhe gehaltenes Geschäftsstädtchen zugrunde gehen.“ Besonders für Unternehmen war es ein erheblicher Standortnachteil, ausschließlich auf Pferdefuhrwerke angewiesen zu sein. Ein weiterer Initiator des Bahnbaus war deshalb der Geisaer Fabrikant und Landtagsabgeordnete Dr. Kiel, dessen ständiges Drängen dem Vorhaben schließlich zum Erfolg verhalf. Die Anlieger-Kommunen wurden verpflichtet, die für den Bahnbau benötigten Grundstücke zu kaufen und sie mussten hierfür teils hohe Kredite aufnehmen. Erst Ende 1904 waren Finanzierung, Streckenführung und die Lage der Bahnhöfe endgültig geklärt. 1905 begann der Bau der Strecke und war bereits im Juli 1906 abgeschlossen. 

Nur wenige Jahrzehnte war die Bahnstrecke in Betrieb, diente als wichtiges Transportmittel und brachte den Aufschwung in die Region. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Teilung Deutschlands folgte bald das Aus. Da die Strecke ein Stück auf hessischem Territorium verlief, stellte die Ulstertalbahn am 4. Oktober 1952 auf dem thüringischen Teil den Betrieb ein. Sowjetische Soldaten demontierten Gleise und Schwellen, brachten sie nach Sibirien, wo sie von deutschen Kriegsgefangenen wieder verlegt wurden. Inzwischen hatte sich der Straßenverkehr so weit entwickelt, dass Lastwagen und Busse die Aufgaben der Ulstertalbahn übernehmen konnten. Im Sommer 1970 sprengten DDR Grenzsoldaten den Wasserturm und das Stellwerk. Nur das Bahnhofsgebäude blieb stehen. Es wird seitdem als Wohn- und Geschäftshaus genutzt. Die ehemalige Bahntrasse dient inzwischen als Radweg.

Stadtverwaltung Geisa - Bahnhofsgebäude von Geisa
Bahnhofsgebäude von Geisa (Quelle: Sammlung Mathilde Hahn)
Stadtverwaltung Geisa - Blick vom Rasdorfer Berg, im Hintergrund eine fahrende Dampflok
Blick vom Rasdorfer Berg, im Hintergrund eine fahrende Dampflok (Foto: Hugo Scholz | Quelle: Sammlung Mathilde Hahn)