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#15 | Geisrain
Über viele Raine kann die Altstadt von Geisa erreicht werden, wie beispielsweise dem Kleinen und Großer Geisrain. Der Name leitet sich wahrscheinlich vom Flüsschen Geisa ab, welches hier durch die Stadt Geisa fließt. Die zahlreichen Raine inspirierten 1968 Mitglieder des GHCC (Geisaer Hinkelshagener Carneval Club e.V.) ein Lied dazu zu schreiben: „Mein Geis am Rain, du bist so wunderschön…“ lautet der Refrain und darf bis heute auf keiner Karnevalsveranstaltung fehlen.
Die Geisa entspringt am Rößberghang und fließt durch Spahl und Geismar bis nach Geisa. Nach 11,1 Kilometern mündet sie in die Ulster. In Geisa zweigt der Mühlgraben von der Geisa ab.
Mit Blick in östlicher Richtung sieht man rechts die Reste der Stadtmauer mit dem Pulverturm und links vom Kleinen Geisrain ein großes Gebäude. Das ist das Athanasius-Kircher-Haus, die frühere Bischöfliche Lateinschule. Sie existierte in Geisa von 1884 bis 1947 und wurde von Frühmesser Aloys Hagemann gegründet. Das Gebäude erwarb er privat und übertrug 1904 das Eigentumsrecht an den „Bischöflichen Stuhl“ Fulda. Die Schule diente als humanistisches Gymnasium. Hier konnten die Schüler die ersten Jahre der höheren Schule absolvieren. Danach wechselten sie an ein Fuldaer Gymnasium, wo sie das Abitur ablegten.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es an der Schule zwischen 40 und 50 Schüler, die in fünf Klassen unterrichtet wurden. Auswärtige Schüler wurden in Geisaer Familien untergebracht. Der Plan, die Lateinschule zur Vollanstalt auszubauen, scheiterte. Es kam zwar eine sechste Klasse hinzu, die Schule verlor aber Schüler durch den Ausbau der Hünfelder Lateinschule und der Gründung einer Realschule in Dermbach.
1937 wurden in der Schule auch Mädchen aufgenommen. Das kam durch die Schließung der 1924 gegründeten Geisaer Mädchenschule.
Während des Zweiten Weltkriegs hatte die Schule durchschnittlich 60 bis 70 Schüler. Die Nationalsozialisten wollten die Schule mehrmals schließen. 1944 half nur ein massiver Einspruch der Bischöflichen Behörde, das zu verhindern.
Mit dem Einmarsch der Amerikaner 1945 wurde die Schule zunächst geschlossen, nach der Übergabe Thüringens an die Russen durfte der Unterricht wieder begonnen werden. Latein wurde zugunsten neuerer Sprachen (Englisch und Russisch) in den Hintergrund gedrängt. Mit der Neuordnung des thüringischen Schulsystems durch das Ministerium in Weimar wurde 1947 der Existenz als „Bischöfliche Lateinschule“ ein Ende gesetzt. Danach war sie kurz Oberschule (bis zur 10. Klasse). 1949 erfolgte die endgültig Schließung.
Das alte Schulgebäude wurde 1979 abgerissen. Auf den Grundmauern des Gebäudes wurde das Athanasius-Kircher-Haus errichtet. Seit 2010 gehört es dem Caritasverband für die Regionen Fulda und Geisa e.V.