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#10 | Kirchplatz
Brände gab es in früheren Zeiten immer wieder, allerdings veränderten die beiden Brandkatastrophen – 1858 (Oberstadt) und 1883 (Unterstadt) – das Stadtbild Geisas nachhaltig. Der Brand von 1858 vernichtete die Fachwerkgebäude der Oberstadt fast vollständig. Insgesamt 130 Wohnhäuser und 120 Nebengebäude nebst Stallungen wurden ein Opfer der Flammen. Ein vierjähriges Kind verlor im Feuer sein Leben. Auch das Rathaus, die Apotheke und der evangelische Betsaal wurden dabei komplett zerstört. Die Brandursache ist nicht bekannt geworden, nur dass das Feuer im Haus des Schuhmachers Kaspar Möller ausgebrochen war. Der Großbrand von 1883 geht auf eine unachtsame Magd zurück. Die Katastrophe nahm im Hof der Bäckerei Faber ihren Anfang. Die Magd hatte glühende Asche auf die Dungstätte (Miste) im Hof geschüttet. Dort liegendes Stroh fing Feuer und es breitete sich rasch aus. Durch den immer stärker werdenden Wind sprangen die Flammen auf immer weitere Häuser über. Nachbarfeuerwehren rückten zum Löschen an, da „Großfeuer“ gemeldet wurde. Auch die gegenüberliegende Straßenseite wurde nicht verschont. Die Häuser bis zum Untertor wurden ein Opfer der Flammen. In der anderen Richtung fraß sich das Feuer bis in die Schulstraße hoch, wo auch das Schulgebäude zerstört wurde. Damals gab es keine Wasserleitung in Geisa. Diese wurde erst 1897 gelegt. Daher musste das Löschwasser mühsam aus der Ulster, dem Mühlgraben und dem Geisbach herangeschafft werden. Gute Dienste leistete auch der Marktbrunnen.
Die katholische Stadtpfarrkirche „St. Philippus und Jakobus“ überstand die Brand-
katastrophen, dank aufopferungsvoller Löscheinsätze der Bevölkerung, beide Male relativ unbeschadet. Heute ist sie die einzige vollständig erhaltene Kirche im gotischen Stil im Geisaer Amt. Die Kirche wurde von 1489 bis 1504 erbaut. Bereits im 14. Jahrhundert gab es in Geisa eine Kirche mit Heilig-Kreuz-Altar. Vermutlich stammt das Gemäuer der heutigen Sakristei aus dieser Zeit. Ein aus dem 16. Jahrhundert stammender Treppenturm an der Südseite des Gebäudes wird heute nicht mehr genutzt. Die Portale und Fenster stammen aus der Spätgotik. Die Orgel im Kircheninneren wurde 1848 vom Gothaer Orgelbaumeister Friedrich Knauf geschaffen. Der gotische Flügelaltar stammt ursprünglich aus der Pfarrkirche zu Schleid. Der Glockenturm beherbergt die vier bronzenen Läuteglocken.
Außerdem ist im Turmaufsatz ein Carillon (Glockenspiel) mit 49 gegossenen Bronzeglocken untergebracht. Die automatische Spielanlage hat festgelegte Spielzeiten (u.a. 11 Uhr, 15 Uhr und 19 Uhr). Bei den regelmäßig stattfindenden Carillonkonzerten kann man dem Carillonneur über die Schulter schauen und den herrlichen Ausblick vom Kirchturm genießen.