Stadtgeschichte
Aus der Vor- und Frühgeschichte des Geisaer Landes
3500 v. Chr.
In der jüngeren Steinzeit wird das Geisaer Land von Menschen besiedelt, die sich von Ackerbau und Viehzucht ernähren.
1700 – 1200 v. Chr.
Die aus den Völkern der Jungsteinzeit erwachsene Kultur der v. Chr. Hügelgräberbronzezeit ist im Geisaer Gebiet durch zahlreiche Grabhügel bzw. Grabfunde nachgewiesen.
1200 – 500 v. Chr.
Menschen aus der Hügelgräberbronzezeit und neu in den Tälern der Rhön sesshaft gewordene Bauern, die so genannten Urnenfelderleute, verschmelzen zu einem Volk, das nun auch schon Gegenstände aus Eisen benutzt. Die um 750 v. Chr. beginnende Hallstattzeit ist durch verschiedene Keramikfunde der späten Phase belegt. Es entstehen die Ringburgen am Schleidsberg, am Hubenberg und am Arzberg.
500 v. Chr.
Die o.g. Ringburgen gewinnen an Bedeutung in der La-Tene-Zeit. Unser Gebiet ist von Kelten besiedelt, die sich gegen die von Osten vordringenden Germanen zur Wehr setzen. Die Besiedlung in der La-Tene-Zeit wird durch bedeutende Funde, vor allem in der Borscher Aue (Schnabelkanne) und im Grüsselbacher Graben, bestätigt.
100 v. Chr.
Die Germanen gewinnen durch den Stamm der Chatten gegen die Kelten Oberhand.
500 – 700 n. Chr.
Während aus den folgenden Jahrhunderten bis hin zur Völkerwanderungszeit (400 – 500 n. Chr.) keine Belege gefunden wurden, ist die Besiedelung in der Merowingerzeit durch Tonscherbenfunde am Gangolfiberg nachgewiesen.
700 – 900 n. Chr.
Aus der Karolingerzeit stehen reichliche Nachweise in Form von Grabfunden bei Bermbach, Bremen und Ketten zur Verfügung.
Aus der urkundlich belegten Geschichte von Geisa
744
Im Codex Eberhardi ist unter der Jahreszahl 744 von einer „villa geisaha“ die Rede, die durch Karlemann und Pippin zusammen mit anderen Meiereien mit Zinsen und Diensten dem Kloster geschenkt worden sein soll. Dieser „Beleg“ hat sich als Fälschung erwiesen.
817
Im gleichen Codex ist vermerkt, dass Abt Ratgar (802 - 817) von Kaiser Ludwig dem Frommen (814 - 840) im Tausch gegen Ibstadt am Rhein die drei Meiereien Vacha, Geisa uns Spahl erhalten hat. Diese Angaben sind kaum anzuzweifeln, und da die Zahl 817 hier die größte Sicherheit bietet, hat Geisa diese als Jahr der urkundlichen Erwähnung angenommen.
um 1000
Als fuldisches Eigentum hat das Dorf und Klostergut Geisaha festgelegte Abgaben zu leisten. Im Geisaer Gebiet befinden sich vier Territorien und elf Mühlen.
1256
Zur Absicherung der Grenzen des Fuldaer Landes entsteht ein ganzer Ring von Burgen, so auch in Geisa und Rockenstuhl. Besonders in der Zeit des Interregnums (1256 - 1272) werden jedoch viele Adlige zu Wegelagerern.
1265
Geisa wird zur Veranlassung von Fürstabt Bertho II. von Leipolz zu Verteidigungszwecken mit einer Mauer umgeben.
1271
Der o.g. Fürstabt lässt im Fuldaer Land 25 Raubritterburgen zerstören, darunter auch Rockenstuhl und eine Befestigung (Bergfrei) am Bocksberg.
1302
Erstmals wird in einer Urkunde Geisa als Stadt bezeichnet. Ein Nachweis über die Verleihung der Stadtrechte ist nicht mehr vorhanden.
1327
Erstmals ist in einer Urkunde vom Amt Rockenstuhl die Rede, d.h. nachdem 1282 auf dem Rockenstuhl ein neues Schloss gebaut, dem Geisa wohl nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte, ging wahrscheinlich schon im Anfang des 14. Jahrhundert die Gerichtsbarkeit von Geisa auf den Rockenstuhl über. Erst im Jahre 1699 verlegte man den Amtssitz wieder nach Geisa.
1340
Fürstabt Heinrich VI: von Hohenberg verleiht Geisa das Brau- und Schankrecht und das Vorrecht des Gewandschneidens.
1427 - 1670
Die Stadt wird mehrfach verpfändet und wieder eingelöst.
Ende 15. – Anfang 17. Jahrhundert
Geisa wird mit seinen Jahrmärkten und den von Martini bis Ostern jeden Montag stattfindenden Wochenmarkt dank des Fleißes seiner Handwerker und Bauern zu einer blühenden Stadt.
1524 – 1525
Während des Bauernkrieges versuchen aufständische Bauern aus der Tanner Gegend erfolglos Geisa zu erobern.
1524
Es folgt die Zeit der Reformation und Gegenreformation im Fuldaer Land. Nach mehrfachen Konfessionswechseln, entsprechend der Religion des Landesherrn, kehrt die Bevölkerung Geisas letztendlich vom protestantischen zum alten katholischen Glauben zurück.
1618 – 1648
Vom 30-jährigen Krieg bleibt auch Geisa nicht verschont und erfährt Leid und bittere Not. Auch grassiert in dieser Zeit mehrfach die Pest im Geisaer Land.
1769 - 1771
Durch Missernten bricht in der ganzen Rhön eine Hungersnot aus. Es kommt zu Auswanderungen und in Folge weiterer Probleme zu starkem wirtschaftlichen Rückgang.
1806
Das Fuldaer Land (und damit auch das Amt Geisa) gerät unter französische Herrschaft.
1813
Die im Russlandfeldzug geschlagenen napoleonischen Truppen plündern auf ihrem Rückzug die Dörfer Borsch und Buttlar aus und setzten letzteres in Brand. Das Geisaer Amt kommt nun zeitweise unter österreichische Verwaltung.
1815
Am 27.Juli 1815 werden die Beschlüsse des Wiener Kongresses die Ämter Dermbach und Geisa zunächst unter preußische Hoheit gestellt, aber schon wenig später – am 22. September 1815 – dem Großherzogtum Sachsen-Weimar angegliedert. Damit war die 1000-jährige Bindung an Fulda zerstört. Die traditionsliebende Bevölkerung hat diesen Schritt nie ganz überwunden. Die Ämter Geisa und Dermbach waren nun zunächst auch kirchlich vom Bistum Fulda getrennt.
1821
Der Geisaer Dechant Moris verlangt die kirchliche Wiederanbindung an das Bistum Fulda, doch er stößt beider Regierung in Weimar vorerst auf harten Widerstand.
1829
Durch die Genehmigung der Weimarer Regierung werden die Ämter Geisa und Dermbach kirchlich wieder dem Bistum Fulda zugeordnet. Im folgenden Jahr schließt sich auch der restliche Teil des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach dem Bistum Fulda an. Im Jahre 1856 sanktioniert der Papst in Rom diese Zuordnung.
1848
Zur Aufrechterhaltung der gesetzlichen Ordnung wird auf Forderungen der Einwohner eine Bürgerwehr gegründet, die jedoch nicht zum Einsatz kommt und sich nach wenigen Monaten wieder auflöst.
1849
Im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach erfolgt die Trennung der Justiz von der Verwaltung. Das Amt Geisa wird mit anderen Ämtern der Rhön zum IV: Verwaltungsbezirk mit Sitz in Dermbach zusammengelegt. Das Geisaer Amt wird um Justizamt. Im Jahre 1879 folgt die Umwandlung in ein Amtsgericht.
1858
Am 23. Juni vernichtet ein Großbrand fast die gesamt Oberstadt.
1883
Bei einem erneuten Großbrand werden am 28. April große Teile der Unterstadt ein Raub der Flammen.
2. Hälfte des 19. und Anfang 20. Jahrhundert
Geisa erlebt die typische Entwicklung deutscher Kleinstädte mit der Gründung von Wirtschafts- und Geselligkeitsvereinen und der Ansiedlung von kleineren Industriebetrieben. Markante Punkte sind außerdem:
Telegrafieanschluss nach Dermbach
Probeexemplar der „Geisaer Volkszeitung“ 1894
Eisenbahnstrecke Vacha-Geisa 1906
Eisenbahnstrecke Geisa-Tann 1909
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts finden viele Geisaer in der aufkommenden Kaliindustrie Beschäftigung.
1914 – 1918 Erster Weltkrieg
Etwa 500 Bürger aus dem Geisaer Amt ziehen zum Teil freiwillig in die Schlacht, 73 müssen in den Kämpfen ihr Leben lassen.
1918
Nach der Novemberrevolution werden auch im Geisaer Amt Arbeiter-, Bauer- und Soldatenräte gebildet.
1921
Im Zuge der inflationären Entwicklung lässt die Stadt Geisa zur Aufrechterhaltung des Zahlungsverkehrs eigenes Notgeld drucken. Mit der Gründung des Landes Thüringen wird das Amtsgericht Geisa als Thüringisches Amtsgericht weitergeführt.
1938
Während der Reichsprogromnacht am 9. November wird auch in Geisa die jüdische Synagoge zerstört. Es beginnt eine neue Phase des leidvollen Weges unserer jüdischen Mitbürger.
1939 – 1945 Zweiter Weltkrieg
Die Stadt Geisa bleibt zwar von Bombenangriffen verschont, doch sehr viele Bürger büßen ihr Leben ein. Neun Opfer des sinnlosen Krieges liegen auf dem Friedhof begraben.
1945
Am 2.April (Ostermontag) dringen die amerikanischen Truppen in das Geisaer Land vor und lassen sich zunächst am Rasdorfer Berg und Mittelberg nieder. Einen Tag später beginnt der Einmarsch der Amerikaner. Die Geisaer leisten dem wahnwitzigen Befehl zur Verteidigung keine Folge, und es kommt zu keinem weiteren Leid. Die grausame Diktatur der Nationalsozialisten ist beendet.
Im Sommer verlassen die amerikanischen Besatzungstruppen gemäß dem bereits 1944 in London und Jalta festgelegten Gebietsaufteilungsplan wieder das Thüringer Land. Geisa wird nun sowjetische Besatzungszone.
1949
Gründung der DDR am 7.Oktober
1950
Das Geisaer Gebiet als einstiges Eisenacher Oberland wird am 22. Mai mit der Gründung des Kreises Bad Salzungen diesem zugeordnet.
1952
Zur Unterbindung der Fluchtwelle auch bei Geisa wird mir dem Aufbau der ersten Anlagen zur Grenzbefestigung begonnen.
Nach Pfingsten wird die Eisenbahnstrecke Vacha-Motzlar stillgelegt und abgebaut.
Geisa liegt nun in der 5-km-Sperrzone. Ein Besuch Auswärtiger ist – wenn überhaupt – nur mit Sondergenehmigung möglich. Zum anderen dürfen sich die Geisaer nur im Sperrgebiet ihres Kreises aufhalten und auch nicht unter normalen Bedingungen den noch näher an der Grenze liegenden 500-m-Schutzstreifen, in dem sich die Orte Reinhards und Wenigentaft befinden, betreten.
1952
Im Zuge des Grenzsicherungswahns werden im Geisaer Land zahlreiche mehr oder weniger grenznahe Gebäude mit zum Teil jahrhundertealter Tradition zerstört und dem Erdboden gleich gemacht. Zu diesen Gebäuden zählen zum Beispiel das Geisaer Waldhäuschen und der Kohlbachshof.
1957
Der frühere Amtsgerichtsbezirk Geisa, das „Geisaer Amt“, wird mit einer Verwaltungsreform in den „Wahlkreis Geisa“ umgewandelt.
1961
Nach dem Bau der Berliner Mauer, wird die innerdeutsche Grenze zu einer kaum überwindbaren Barriere aus Stacheldraht und Minen ausgebaut.
1967
Vom 10. Juni bis zum 9. Juli feiert Geisa sein 1150jähriges Bestehen, u.a. mit einem großen historischen Festumzug.
Unter großen Schwierigkeiten wird von der zuständigen Kreisbehörde letztmalig der Druck einer Festschrift genehmigt.
1974
Geisa schließt sich mit den umliegenden Dörfern Bermbach mit Borbels und Mieswarz, Borsch mit Lützenbachshof, Bremen mit Geblar und Otzbach, Buttlar, Geismar, Gerstengrund, Ketten mit Apfelbach und Walkes, Kranlucken, Motzlar mit Oberrothof, Reinhards, Schleid mit Unterrothof und Röderkirchhof, Spahl, Wenigentaft, Weisenfeld und Zitters zu einem Gemeindeverband zusammen, der in etwa den Grenzen des ehemaligen Amtsgerichtsbezirkes entspricht.
„Geschleifte Höfe“ in der Region des Geisaer Amtes
In der Abteilung „Leben im Grenzgebiet“ wird an die vielen persönlichen Schicksale durch die Willkür der DDR-Regierung erinnert. Ein besonders trauriges Kapitel in der Geschichte des Geisaer Amtes sind die Evakuierungen und Beseitigungen von grenznahen Höfen und Gebäuden, der so genannten „geschleiften Höfe“.
Hier eine Aufstellung des Stadtmuseums über die betroffenen Höfe und Gebäude:
• Auszugshaus und Backhaus der Buchenmühle Wenigentaft
• Haus Reuter und Haus Schumacher in Wenigentaft
• Alte Ziegelei mit Wohn- und Bürohaus in Wenigentaft
• Fischerhof
• Wiesenfelder Mühle
• Wohngebäude des Wassermannshofs
• Teil des Backhauses am Lörnhof (Hessen) bei Reinhards
• Unterer und oberer Henkelhof in Reinhards
• Jakobshof
• Schlehmühle Apfelbach
• Sauerhof in Walkes
• Seeleshof
• Weidhof Motzlar
• Langwinden (alle 3 Höfe)
• Oberrothof (teilweise)
• Geisaer Waldhaus
• Pirschhaus am Roßberg
• Kohlbachshof (2 Höfe)
• Mückenhof
(Aufstellung von Wilhelm Ritz)


1989
Seit Ende Oktober finden auch in Geisa montags abends regelmäßig Friedensgebete und anschließende Demonstrationen und Kundgebungen statt, um der Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den bestehenden Verhältnissen Ausdruck zu verleihen.
Im Zuge der friedlichen Revolution in der DDR kommt es nach über 40 Jahren SED-Herrschaft am 9. November zur lang ersehnten Öffnung der innerdeutschen Grenze.
Am 13. November wird das Sperrgebiet aufgelöst. Es werden im Eiltempo Grenzübergangsstellen eingerichtet, zum Beispiel:
18. November: Eröffnung PKW-Übergang Buttlar - Rasdorf
08. Dezember: Eröffnung PKW-Übergang Motzlar - Günthers
22. und 23. Dezember: Eröffnung Fußgängerübergang Geisa - Rasdorf
Am 24. Dezember werden Visazwang und Pflichtumtausch für die Bürger der Bundesrepublik Deutschland aufgehoben.
Geisa verzeichnet eine bedeutende Zunahme des Straßenverkehrs.
1990
Am 10. März wird die Städtepartnerschaft mit Hünfeld feierlich besiegelt.
Am 1. Juli tritt die DDR in die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion mit der Bundesrepublik ein.
1991
Am 11. Juli erfolgt auf Antrag der Gemeine Wiesenfeld die Beschlussfassung der Stadtverordneten-
Am 11. Oktober wird die Urkunde zur Eingemeindung von Wiesenfeld in feierlicher Form unterzeichnet.
1994
Am 1. Januar 1994 schließen sich durch gemeinsamen Vertrag die Orte Borsch, Bremen, Geisa (mit Wiesenfeld) und Otzbach (mit Geblar) zur Einheitsgemeinde Geisa zusammen.
2000
Am 28. Oktober 2000 wird der Vertrag über die Städtepartnerschaft zwischen Hünfeld und Geisa in beiderseitigem Einvernehmen in einen Freundschaftsvertrag umgewandelt.
2009
Am 1. Januar 2009 schließen sich durch gemeinsamen Vertrag die Orte Geisa und Rockenstuhl zusammen. Die Einheitsgemeinde Rockenstuhl mit den Ortsteilen Geismar, Spahl (mit Reinhards) und Ketten (mit Apfelbach und Walkes) wird in die Stadt Geisa eingegliedert.
2017